Die 8 klassischen Therapiesäulen im Ayurveda
1. ĀHĀRA – Die Ayurvedische Ernährungstherapie:
Die 6 Geschmacksrichtungen sind süss, sauer, salzig, scharf, bitter herb. Über den Geschmackssinn erschliessen wir uns die Qualitäten der Nahrung und können individuell die passende Ernährung auswählen. So sollte eine vollständige Mahlzeit alle 6 Geschmacksrichtungen enthalten, bei Krankheiten oder Störungen im Körper werden Geschmacksrichtungen reduziert oder verstärkt.
Das gesunde Essen soll bekömmlich und köstlich sein. Basierend auf der Anamnese und der ayurvedischen Diagnostik wird eine individuelle und zuträgliche Ernährungsweise empfohlen unter Berücksichtigung deiner aktuellen Verdauungskraft (Agni).
Geschmacksrichtung | Element |
1. Süss | Erde und Wasser |
2. Sauer | Erde und Feuer |
3. Salzig | Wasser und Feuer |
4. Scharf | Luft und Feuer |
5. Bitter | Luft und Äther |
Herb / Zusammenziehend | Luft und Erde |
2. VIHĀRA – Der Lifestyle oder die Ordnungstherapie:
Die Ordnungstherapie hilft uns, unser Leben in Einklang mit den Rhythmen der Natur und unserer individuellen Konstitution zu leben. Wie gestalten wir unseren Tag, was haben wir für Lebensgewohnheiten? Ayurvedisch betrachtet können dies Bereiche sein wie die Morgen- und Reinigungsroutine: die Zunge zu schaben und ein Glas warmes Wasser zu trinken. Einen regelmässigen Tag-Nacht Rhythmus sowie die bewusste Gestaltung seiner Freizeit und positive soziale Kontakte können weitere Aspekte sein.
3. AUSHADHA – Die Pflanzenheilkunde:
Die Pflanzenheilkunde gehört zu einer der wichtigsten Therapiesäulen. Es kommen neben klassisch indischen Rezepturen und Monodrogen auch europäische Pflanzen nach ayurvedischen Gesichtspunkten zum Einsatz.
Speisen welche bitter schmecken enthalten das Ätherelement und Luftelement. Das Ätherelement ist fein und subtil und kann durch diese Eigenschaften daher tief dringen. Das Ätherelement gelangt dorthin, wo die Störungen im Körper sind. Wenn also die feinen Kanäle erreicht werden und die Körperkanäle geöffnet werden sollen, so sollte bitter gespeist werden. Viele Arzneien erfüllen genau diese Bedingung – es ist daher aus ayurvedischer Sicht nur verständlich, dass die «Medizin» bitter schmeckt.
4. ANTAHPARIMĀRJANA – Innere Ausleitungsverfahren, Innere Reinigung, Panchakarma Kur:
Panchakarma ist die Königsdisziplin schlechthin und beschreibt 5 reinigende Handlungen in einer Vorbereitungsphase, Hauptphase und Anschlussphase.
Dieses ayurvedische Konzept reinigt den Körper von belastenden Rückständen durch die Einnahme öliger Substanzen und durch Ölmassagen oder Pulvermassagen. Das anschliessende Schwitzen löst die Abfallstoffe des Bindegewebes welche über die Haut ausgeschieden werden. Fettlösliche Schwermetalle und freie Radikale gelangen über den Blutkreislauf und das Lymphsystem in den Magen-Darm-Trakt. Von dort aus werden sie zusammen mit den Verdauungsrückständen durch eines der fünf Ausleitungsverfahren aus dem Körper ausgeschieden. Die 5 Verfahren sind: Vamana (therapeutisches Erbrechen / Magenspülung), Virechana (Abführtherapie), Basti (Einlauftherapie, reinigend sowie pflegend), Shirovirechana (HNO-Therapie) und Raktamokshana (Aderlass Blutegel / Schröpfen).
5. BAHIHPARIMĀRJANA – Äussere Reinigungsverfahren oder die Ayurvedische Manual Therapie:
Die äussere Reinigung beinhaltet Massagen, Öl-Anwendungen und Wärmeapplikationen. Sie können als Vorbereitungshandlung im Panchakarma zum Einsatz kommen oder isoliert als ambulante Therapie. Bevorzugt kommen sie bei Vata-Störungen zum Einsatz (Schmerzstörungen, Arthrose, Erschöpfungszustände oder neurologische Beschwerden)
6. SHĀSTRAPRANIDHĀNA – Die Chirugie:
Schon vor langer Zeit kannte der Ayurveda chirurgische Massnahmen. Mit der heutigen Spitzenmedizin können wir diese Eingriffe entspannt der Schulmedizin überlassen. Der Ayurveda unterscheidet klar, was nicht invasiv therapiert werden kann und wo etwas «entfernt» werden muss, beispielsweise bei Wachstumsprozessen (Krebs).
7. SATTVĀVAJA – Die Geistige Heilkunde, die Stärkung des Geistes:
Der Geist wird von den drei Eigenschaften «tama», «raja» und «sattva»* beeinflusst – Ziel ist es, durch verschiedene Techniken mehr sattva zu generieren, was zu einem klaren, friedlichen, ruhigen und intelligenten Geist führt mit Unterscheidungsvermögen, Willenskraft und Merkfähigkeit. Auf Wunsch kann ich Techniken und Übungen anleiten und weitergeben für mehr sattivsche Eigenschaften im Geist zu generieren.
*Sattva steht für Erkenntnis, Unterscheidungsvermögen und inneren Frieden.
Rajas steht als Energieprinzip im Spannungsfeld von Anhaftung und Abneigung.
Tamas wird als Prinzip von Trägheit, Widerstand und Unwissenheit verstanden.
8. DAIVAVYAPĀSHRAYA – Die auf Glauben basierende Heilkunde, die Verknüpfung zur Seele:
Das Leben ist ein Zusammenspiel von Körper, Geist, Seele, den 5 Sinnesorganen und 5 Handlungsorganen. Glück und Unglück beruhen auf der Verbindung von Seele, Sinnesorganen, Geist und Sinnesobjekten. Ist der Geist unablässig auf die Seele gerichtet, hören beide aufgrund fehlender Identifikation auf zu existieren, und eine übernatürliche Kraft steigt in dem Betreffenden auf. Dieser Zustand wird von den Wissenden Yoga genannt. Das Wissen und die Praxis dieser achten Säule hilft uns zu mehr Selbstbeherrschung, Geduld, Standhaftigkeit sowie Demut und Vertrauen in ein grösseres Ganzes zu entwickeln.